Seit 43 Jahren beliebt und erfolgreich
Ober-Lais - (em). Ein Sommer ohne lebhafte Aktivitäten am Vogelschutzgehölz, ohne Nabu-Jugendzeltlager - das ist in Ober-Lais völlig undenkbar. Zur 43. Auflage der viertägigen Veranstaltung fanden sich 65 Kinder und Jugendliche samt einem 30-köpfigen Betreuer- und Küchenteam ein. Thema war diesmal "Der Wald als Lebensraum". Von Sechsjährigen bis zu Teenagern ging die Teilnehmergruppe, die 18- und 19-Jährigen übernahmen Betreueraufgaben. Um allen Altersgruppen gerecht zu werden, hatten Jugendleiter Philipp Peppel und sein Stellvertreter Wito Musial, unterstützt von langjährigen Nabu-Mitgliedern, verschiedene Aufgaben zu dem Thema entwickelt.
Streifzüge: Vor allem die Jüngsten waren bei Streifzügen durch den Wald dabei. Sie lernten verschiedene Baumarten kennen, ihre Standortansprüche, die Holznutzung. Zurück im Camp entstanden Baum-Steckbriefe. Mit ihnen und den zugehörigen Zweigen und Blättern wurde das große Zelt am Eingangsbereich dekoriert, eine Waldgalerie entstand. Die Kreativgruppe bastelte Eichhörnchen, Stoffeulen und Schnecken. Flechten, Moose als Urbausteine des Waldes erinnerten an die ersten Pflanzen der Erde.
Auch der Tod ist in einem Lebensraum präsent. Die Kinder hatten Kieferknochen mit Zähnen gefunden und mit Hilfe der Begleiter einem Wildschwein zuordnen können. Damit legten sie im Zelt einen kleinen Waldfriedhof mit Moosbett und Knochensammlungen an. Für manche Leute scheint der Wald eine Müllkippe zu sein. Und so fand sich in einer Zeltecke auch etliches "Sammelgut".
Weitaus akzeptabler ist der Wald als Spender von Kreativmaterial. Am Hand entstand eine besondere Galerie: ein Barfußpfad aus Naturmaterial; große Rindeneulen; Mandalas aus Blättern und Früchten; Waldgeistergesichter aus Holzscheiben. Aus quer gesägten, aufrecht gestellten Stämmen wurden Waldhüter, einer sogar mit beweglichen Armen. Ein Loch wurde quer durch den Stamm gebohrt, ein gekrümmter Ast beweglich eingesetzt. Kleine Stehtische entstanden aus Knüppelholz, Aststücke wurden längs durchbohrt und mit einer eingefügten Mine zu Bleistiften.
Kinder und Teenager mit Heimwerkertalent zog es in die Betongruppe. Zwei Bänke wurden befestigt, an den Anlagen im Vogelschutzgehölz Erneuerungs- und Reparaturarbeiten durchgeführt. Am großen Teich wurde eine Solarpumpe zur Wasserumwälzung installiert - Gelegenheit, über die naturschutzfachliche Pflege stehender Gewässer zu sprechen, über die Bedeutung sauerstoffangereicherten Wassers für die Lebewesen im Teich.
Gesägt, gehämmert, gebohrt wurde bei den Ältesten, ein Infostern ähnlich dem bekannten Autosymbol entstand. Auf der dreiflügeligen Stellwand wurden eine Infotafel zum Thema Wald, ein Waldgedächtnisspiel und ein Xylophon aus verschiedenen Stammlängen und Holzarten angebracht. Und so verkündete Philipp Peppel stolz: "Es funktioniert. Wir haben 'Smoke on the water' drauf gespielt - klingt gar nicht übel."
Fantasievoll gestaltet war auch das Rahmenprogramm. Jürgen Krause, Naturpädagogikfachmann des Forstamtes Nidda, berichtete über den Lebensraum Wald. Fasziniert waren die Kinder von der Arbeit des Forstwirtes und Baumkletterers Hans Jürgen Schremmer, der sich an einem Seil bis in zehn Meter Höhe hinaufarbeitete und von Entastungs- und Pflegearbeiten berichtete. Ein kniffeliges Waldquiz war zu lösen, bei einem Spaziergang wurden die vor zwölf Jahren angelegten Projekte besucht, und am Ende des Zeltlagers die Eltern eingeladen.
Jeder Tag endete mit einem Ritual: Die Jagdhornbläser Halali 2006 mit Holger Schneider kamen auf das Gelände und spielten den Kindern "Zeit für ins Bett"-Signale.